Hochverehrte Herrschaften, liebe Gäste im Dampfkraftlabor
Allmählich nähert sich die -im wahrsten Sinne des Wortes- „Sommerfrische“ ihrem Ende und es kündigt sich ein heißer Spätsommer an. Das Gros der Werkmänner der Junophor Werke ist wohlbehalten aus dem Urlaube zurückgekehrt und so füllen sich die Werkhallen mit dem Wohlklang reger Betriebsamkeit. In allen Ecken und Winkeln des Dampfkraftlabores wird gewerkelt und geschraubt.
Während eines Betriebsausfluges mit dem Junophor-Luftschiffe „Kalliopé II“ zu nordozeanischen Gestaden, ergab sich das Problem, daß die Flugbesatzung ob des hohen Wind- und Regengerausches an Bord äußerst dürftigen Hör-/Sprech-Kontakt mit dem Ziellufthafen aufnehmen konnte. Doch die Landung glückte und sofort ersannen die an Bord befindlichen Werkmeister zusammen mit dem Ersten Funkoffizier bei einem steifen Grog, Abhilfe durch eine ansprechende Hörgarnitur, welche auch um eine sturmfeste Sprechmuschel erweiterbar sein wird. Der Schallwandler wurde sogleich auf den Namen “Audio-phone“ getauft.
Zunächst sollen weitere photograpische Aufnahmen dem Auge schmeicheln und natürlich werden wir die anstürmenden Fragen nach dem technischen „Wie“ versuchen gebührend zu beantworten. Lassen Sie sich nicht von den technischen Daten schrecken, denn die Herstellung an sich ist in wenigen Schritten gethan. Die Crux jedoch liegt sicherlich in der Materialbeschaffung, da sich in diesem Obkjekte inseleuropäische Bautheile des britischen Empires mit teutonischen Festland-Fabrikaten -gerade wegen der metrischen Unterschiede- erstaunlicherweise harmonisch verbinden.
Folgen wir nun dem Herstellungsprozess:
Ausgehend von einem Mono-Schallwandler aus Bakelite mit einem Innenwiderstande von 5 Ohm, wie man sie im Aethernetze zahlreich offeriert bekommt, entsteht der neue “Audio-phone“ in reiner Handarbeit.
Im ersten Schritte erfolgt die Herstellung der äußeren Messinghülle durch eine Verbindung der legendären Junophor- Centrafassung mit einem Telleringe aus britischer Fabrikation.
Trotz der unterschiedlichen Metrik schmiegt sich das inseleuropäische Empire Fabrikat harmonisch um den kaiserlichen Festland-Kragen der Junophor-Centrafassung, wie es sonst in Gesellschaft und Politik äußerst selten zu beobachten ist.
Diese innige, recht stramme Haltung wird nun mittels Harzleimung dauerhaft verbunden.
Zur Vorbereitung dessen, erfolgt eine sorgfältige und präzise Verhüllung mittels eines Klebebandes. Nach dem Aushärten und Enthüllen, werden die 2 mm Bohrungen für die Schwinggabeln des metallenen Kopfbandes aus Federstahl gesetzt, sowie die rechte und linke Muschel mittels Schlagbuchstaben gekennzeichnet. Abschließend wird ein Schutzlack aufgebracht.
Der elektrische Umbau ist der zweite Schritt und erfolgt strikt nach den Vorgaben unseres hochverehrten Freundes des Hauses und Elektronik-Werkmeister Horatio Steam. Zunächst muß der vorhandene innere Widerstand der neuen Hörvorrichtung selbst auf 36 Ohm angehoben werden um so einen möglichen Schaden an den Empfangsgeräthen zu vermeiden. Hierzu eignen sich vorzüglich Widerstände aus ehemaligen Schaltungen wie sie etwa bei Energiesparlampen gebräuchlich sind.
Auch muss das bisherige stoffummantelte Monokabel durch ein geeignetes Stereokabel ersetzt werden. Beste Dienste leistet hier ein Audio-Adapterkabel von Cinch auf Klinke 3,5 mm, mit ausreichender Länge von etwa 1,5 bis 2,0 Metern.
Nach kompletter Demontage der Bakelite-Hörschale, werden die vorhandenen Kabel abgezwackt und gut verwahrt. Dann erfolgt das Einschleifen der neuen Kabelzuführung (die „Cinch-Buchsen“ sind ebenfalls abgezwackt worden) durch seitliche dreieckige Öffnung der Messingmuschel, eine Kabelurdchführung aus Gummi und einem Schutz aus geflochtener Stofflitze. Nun werden die abisolierten Kabel mit der doppelten Magnetspule und dem weiteren Vorwiderstande fest verlötet und erneut isoliert.
Wichtig ist hierbei die Kennzeichnung der Kabel: Das rote Kabel zeigt an, dass es das rechte Ohr später mit dem Schalle versorgt, die linke „Hörseite“ trägt eine weiße oder schwarze Kabelfarbe, wie an den „Cinch-Buchsen“ ebenfalls zu erkennen ist. Beiden Einzelkabeln wohnt die gemeinsame blanke Kupferlitzenader inne, welche den Stromkreis schließt und so den elektrischen Rückfluss besorgt.
Dann erfolgt im letzten Schritt die neue Montage aller Teile. Zunächst werden die Bakelite-Hörschalen zusammen gebaut und gut verschlossen. Es erfolgt ein Hörtest zur Kontrolle der ausgeführten Arbeiten.
Abschließend wird nach gehörigem Schutze gegen Verunreingungen mittels Klebeband die jeweilige Bakelite-Hörschale durch einen PU-Schaumkleber mit der Messinghülle verbunden.
Im letzten Schritte werden die numehr fertigen Audiomuscheln in die Schwinggabeln des Feder-Kopfbügels geklickt und sind sogleich einsatzbereit.
Erste Hörproben durch Herrn Telemann von Phone und seiner reizenden Gemahlin als Sonntags-Gäste der Junophor Werkstätten, bestätigen ein erstaunlich gutes und zeitgemäßes Klangerleben durch die neuartigen Metallmembranen.
Zum Abschlusse dieses Beitrages, sollen noch einige Entwurfsvarianten vorgestellt werden, welche zunächst noch nicht gefertigt wurden oder aber bereits in der Ausführung begriffen sind. Der technische Aufbau ist im Wesentlichen der gleich doch kommen hier auch schon fertig ausgeführte Empfangsvarainten zur Anwendung, welche sich trickreich im Inneren der Bakelite-Hörschalen verborgen um den adäquaten Hörgenuss bemühen oder gar vollständig eingebaut und mit Vulkanfiber sowie Messing-Zierrath verkleidet werden, wie man den nachstehenden Bildern entnehmen kann
Da alle geschilderten Bautheile nicht jedem zur Verfügung stehen mögen, haben sich die Werkmänner der Junophor-Werke aufgrund des großen Interesses bedacht und offerieren exklusiv eine streng limiterte Auflage von 5 (fünf) handgefertigten “Audio-phone“ Hörern zum Erwerb an.
Mit hertzlichstem Gruße in die Runde
Ihr Aeon Junophor