Verehrte Gäste des Dampfkraftlabores!
Nach der Rückkehr von einer ausgiebigen Zeitreise über den vergangenen Jahreswechsel gibt schier Unglaubliches zu berichten. Zuvor jedoch war es unbedingt nöthig, die gesammelten Erlebnisse und Eindrücke innerlich zu verarbeiten so gewaltig, phantastisch und wahrlich erschütternd ist die Sinnesfluth noch immer. Doch lassen Sie mich der Reihe nach berichten:
Wie so oft im Leben, begann auch dieses Abentheuer durch einen Zufall, denn bei dem Abfluge mit dem Aethernauten verhakte sich der Zeitwahlschalter an einem Zweige des im Foyer stehenden Weihnachtsbaumes mit fatalen Folgen.
Zum einen landete ich in einer so genannten „Zwischenzeitzone“, welche nach dem Stande des heutigen Wissens bislang nur auf meditativem Wege erreichbar ist und zum anderen begegnete ich dort einer Unzahl von -wie soll ich sagen- „geistigen“ Persönlichkeiten deren Gegenwart mehr zu ahnen denn mit unseren übrigen Sinnen zu “greifen“ waren. Um nicht an meinem Verstande zu zweifeln, begann ich rasch ein Reisetagebuch zu führen, um die weiteren Geschehnisse so genau wie möglich festzuhalten. In dem folgenden Bautagebuche wird gleich zu Anfang aus diesem Berichte zitiert.
Was sich schlussendlich aus diesem Abenteuer ergab ist nun als
Junophorsche Klangsäule
zu bewundern.
So soll denn Ihre Neugier nicht länger auf die Folter gespannt werden und das Bautagebuch hiermit feierlich geöffnet werden.
Zuvor sei Ihnen schon die Möglichkeit gewährt, in bewegtem Bilde einen Blick auf die Funktion der Klangsäule zu werfen. Aus äthernetzrechtlichen Beweggründen, ist die Wahl auf das vorgestellte Musikstück gefallen, was jedoch nur zu einem Bruchtheile die wirkliche Magie dieses Ojektes erahnen läßt.
Läßt man den zur Zeit hochaktuellen Hit „Royals“ von Lorde etwa erschallen haut es die Jugend förmlich von den Füßen vor lauter Staunen. Aber auch die kraftvollen hinduistischen Mantras lassen den Hornkessel zur Höchstform auflaufen. Man meint den Raum schwingen zu spüren…..
Ein Zwischenruf sei mir hierzu gestattet:
Es muss in diesem Falle einmal mehr betont werden, dass sich die einzelnen Theile zu diesem Objekt wahrhaftig wie durch Zauberhand zueinander fügten. Wo sonst üblicherweise, eine gründliche Vorplanung die Regie führt, ist an ihrer Statt fast reine Intuition getreten. Mit traumwandlerischer Sicherheit führte jeder Gang in das Lager zu eben genau jenem benötigten Theile, welche Mächte auch immer diese Schritte lenkten.
Während der Aufbau der Klangsäule fort schritt verbrachten wir noch etliche Stunden in dem Studierzimmer, um uns mit dem geschichtlichen und religiösen Hintergunde der STUPA-Bauten auseinanderzusetzen und langsam dämmerte uns die Erkenntnis, dass hier eben jene grundsätzlichen Prinzipien des Aufbau zum Tragen kamen. Das den „Äther“ darstellende „Juwel“ ist in diesem Falle der dem Objekte entsteigende Klang. Es nimmt also nicht wunder, dass die Klangsäule am machtvollsten klingt, wenn ihr meditative Mantraklänge entströmen.
Soweit die zugegeben diesmal etwas längere, aber nöthige Vorrede zu diesem Projekte. Seien Sie zudem versichert, dass mich diese Reise zwar tief beeindruckt aber ansonsten unversehrt gelassen hat. Lassen Sie uns denn nun gemeinsam einen Blick auf das Wachsen und Werden des neuesten Objektes werfen, wobei es mancherlei auch konstruktiv Neues von den Werkbänken der Junophor Werke zu berichten gibt.
Nachdem wichtige geometrische Beziehungen erkannt und zeichnerisch fixiert wurden, ging es rasch an die Lösung einzelner Detailfragen wie etwa der Möglichkeit des problemlosen Wechsels der Datenträger in der Sockelplatte.
Das größte Wagnis bestand in der Bearbeitung der gläsernen Sockelfüße der Zwischensäulen, deshalb beginnt der Werkstattbericht auch mit diesem konstruktiven Detail. Durch die Verwendung eines Schaumstoffstopfens, wie er üblicher weise zum Schutze des Gehörs im lärmenden Werkstattgetriebe Anwendung findet, als Wasserabfluß-Stop innerhalb des gläsernen Innensockels konnte der Diamantbohrkopf immer gekühlt werden.
Auch so unscheinbare Dinge wie die hölzernen Passplatten wollten wohl überlegt und passgenau hergestellt sein. Mit diesem Kniffe gelang es überhaupt das Trag-und Spannsystem wirkungsvoll zu installieren.
Die Klangebene mit ihren schallgebenden Lautsprechern entstand im Junophorschen Raumklanglabore, wo das kundige Ohr unseres Tonmeisters die Schalltrennung und Feinabstimmung übernahm.
In der Werkmeisterrunde setzte unser hoch geschätzte Kollege Horatius Steam mit seiner Einlassung einen weiteren optischen Akzent, welche das Werk vortrefflich abrundet.
Nun rückt die Bearbeitung der Mitgaben aus dem tibetischen Hochlande in den Mittelpunkt. Kessel und Schallhorn fügen sich vermittelst Weichlötung zu dem Hornkesselaufsatz zusammen.
Zuvor musste der Schallbecher noch auf Anraten unseres Tonmeisters mit einem „Schwebungskompensator“ versehen werden, um das akustische Zusammenspiel zu perfektionieren.
Die Anzahl der Windungen steht in der buddhistischen Mystik auch für die verschiedenen Stufen der Erleuchtung wobei wir uns wieder einmal erstaunt die Augen reiben ob dieser neuerlichen Übereinstimmung.
Zum Schlusse werfen wir noch einen Blick auf das Thun in der Elektrowerkstatt wo die elektronische Ausrüstung in dem kunstvoll gehöhlten Grundsockel verschwindet. Es sieht zwar spielerisch leicht aus, setzte jedoch einen intensiven Konstruktionsprozess voraus, in dem alle nöthigen Randbedingungen ihre Berücksichtigung finden mussten. Auch dieses geschah in bisher nicht gekannter Schnelle und Sicherheit.
Ein dringender nachträglicher Einwurf sei an dieser Stelle gestattet:
Der von uns vorgestellte Beitrag über die Entstehung der Junophorschen Klangsäule ist offenbar nicht ganz vollständig. Diesem Faktum mussten wir uns in der heutigen Werkmeisterrunde stellen und den Mangel unumwunden eingestehen. Dies geschah jedoch nicht in der Absicht Ihnen einen Nachteil zu verschaffen, vielmehr sind wir da selbst einer gewissen Naivität anheim gefallen. Dieses möge man uns bitte verzeihen zumal wir ebenso davon betroffen sind und in einer eilends angesetzten nächtlichen Sonderschicht dem Übelstande an den Licht-Dioden abhelfen werden.
Somit reichen wir mit diesem zweiseitigen Ergänzungsblatte des Bautagebuches die konstruktiv absolut nöthige Verbesserung in aufrichtiger Zerknirschtheit nach.
Das Werk ist vollendet und die Werkmannen bedanken sich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.
Mit bestem Gruße und bleiben Sie uns gewogen, Ihr
Aeon Junophor
Ganz vortreffliche Konstruktion. Ich hatte die Ehre, dieses Projekt bereits im Bau befindlich bewundern zu dürfen. Formidabel.